15. ÖMG-Kongress
Jahrestagung der Deutschen Mathematikervereinigung

16. bis 22. September 2001 in Wien


Sektion 16 - Mathematik im Unterricht und in der Öffentlichkeit
Freitag, 21. September 2001, 16.15, Hörsaal NIG I

 

Aussermathematische Anwendungen der Mathematik -- eine neue Didaktiklehrveranstaltung

Hans-Christian Reichel, Universität Wien

 

Mathematik besitzt einen strukturtheoretischen und einen algorithmischen Wesenszug. Beides trägt in spezifischer Weise bei zu unserer Auseinandersetzung mit der realen Welt und zum ,,Verständnis`` derselben. Beides soll in je eigener Weise im Unterricht klar werden. Dazu kommt, dass in der modernen Welt Mathematik häufig zwar verborgen, aber doch allgegenwärtig ist. (Ein Gesichtspunkt, der gerade für den Mathematikunterricht wichtig ist und sich nicht darin erschöpfen sollte, da und dort ein ,,Anwendungbeispiel`` zu rechnen, das oft auch noch gekünstelt wirkt.) Jeder weiß, dass Mathematik anwendbar ist, selten aber können Lehrer und Schüler sagen, wo und wie Mathematik im ,,Alltag`` verborgen ist. Ich bin sicher, dass Unterricht auf jeder Ebene und bei jedem Thema allein schon dadurch besser werden kann, wenn Lehrerinnen und Lehrer auf einer weiten ,,Wissensbasis`` unterrichten, die oft vielleicht nur indirekt oder andeutungsweise zum Tragen kommt (oder einfach auch nur durch ein stärkeres Selbstbewußtsein des oder der Lehrenden wirkt). Deswegen habe ich eine -- durchaus als Didaktiklehrveranstaltung zu wertende -- Lehrveranstaltung entwickelt und (auch in der Lehrerfortbildung) erprobt, wo es um Außermathematische Anwendungen der Mathematik geht. Dabei können (mit Absicht) die einzelnen und sehr verschiedenen Themen naturgemäß nicht mit technischen Einzelheiten behandelt werden, dennoch aber handelt es sich um eine gleichermaßen ,,fachliche`` wie didaktische Lehrveranstaltung. Die Themen umfassen bildgebende Verfahren in der Medizin, andere mathematische Anwendungen in der Medizin, zwei Beispiele aus der Diskreten Optimierung, Beispiele für die Verwendung von Exponential- und Logarithmusfunktion (etwa bei der radioaktiven Altersbestimmung), Codierung und Verschlüsselungen, Mathematik bei CDs, bei der Übertragung von Bildern, in der Finanzwirtschaft (siehe auch den Vortrag von S. Götz), mathematische Modelle in der AIDS-Forschung, Differenzengleichungen im Allgemeinen, konkrete ,,Projekt``-Vorschläge für einzelne Klassenstufen; GPS u. a. m. -- (Das alles soll aber natürlich nicht behaupten, dass Mathematik ,,per se`` keinen Wert hätte; es ist bloß eine andere Frage, auch aus didaktischer Sicht!)

E-Mail: Hans-Christian.Reichel@univie.ac.at
Homepage: www.mat.univie.ac.at/~reichel/


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