15. ÖMG-Kongress
Jahrestagung der Deutschen Mathematikervereinigung

16. bis 22. September 2001 in Wien


Sektion 16 - Mathematik im Unterricht und in der Öffentlichkeit
Freitag, 21. September 2001, 15.15, Hörsaal NIG I

 

Höhere mathematische Allgemeinbildung

Roland Fischer, Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Universitäten Klagenfurt, Wien, Innsbruck, Graz

Was kann der Beitrag der Mathematik zu einer ,,Höheren Allgemeinbildung`` sein, d. h. zu einer Allgemeinbildung, die jenseits der Pflichtschule erworben wird? Übliche Orientierungen wie ,,Strukturen der Disziplinen kennenlernen`` oder ,,Erwerben allgemeiner Qualifikationen`` (wie z. B. Problemlösefähigkeit) überlassen die Beantwortung obiger Frage der Mathematik oder zeigen nicht deren spezifischen Beitrag. Dem soll ein Ansatz gegenübergestellt werden, der die Kommunikations-fähigkeit mit ExpertInnen in den Vordergrund stellt. Die wichtigsten Mathematik-bezogenen Handlungen von Laien sind Kommunikations- und darauf aufbauende Entscheidungshandlungen. Eine These ist, daß dafür andere Lernprozesse nötig sind als für die Ausbildung von ExpertInnen.

Weil das für derartige Handlungen nötige Wissen und die entsprechenden Fähigkeiten nicht objektiv festgelegt werden können, sind sie Ergebnis von Aushandlungsprozessen, wobei insbesondere ,,Zielwissen`` auszuhandeln ist. ,,Zielwissen" bedeutet dabei jenes Wissen, das nach Schulabschluß längerfristig zur Verfügung stehen soll. Wie derartige Aushandlungsprozesse zu gestalten sind, ist eine zu klärende Frage. In letzter Instanz kann der Unterricht selbst als Aushandlungsprozeß verstanden werden, ja man kann Bildung überhaupt als Teilnahme an einer gesamtgesellschaftlichen Diskussion über die Bedeutung von Wissen sehen.

E-Mail: roland.fischer@univie.ac.at


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